Weltweit hungern mehr als 1 Milliarde Menschen. Eine milliardenfache Verletzung des in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verbrieften Rechts jedes Menschen sich zu ernähren. 80% der hungernden Menschen leben am Land, also wo Nahrungsmittel produziert werden. Zusätzlich ist der Druck auf die Ressource “Land” so stark wie noch nie zuvor: Zwischen 2006 und 2009 sind bis zu 50 Millionen Hektar Ackerland in Afrika, Asien und Lateinamerika an ausländische InvestorInnen verpachtet oder verkauft worden.
Im globalen Süden werden 80% der Grundnahrungsmittel von Frauen produziert, aber nur 10% der Anbauflächen gehören Frauen – und zwei Drittel der von Hunger Betroffenen sind weiblich. Bei 90% des weltweiten Hungers handelt es sich um chronischen Hunger, verursacht durch ungerechte Handelsbeziehungen, Spekulation mit Grundnahrungsmitteln und falsche Agrarpolitik.
Dazu kommt, dass Hunger für viele ein gutes Geschäft ist: Zehn Konzerne (u.a. Monsanto, Syngenta, Dupont, Dow, BASF) kontrollieren heute 67% des Saatgutmarktes. Eben diese Konzerne beherrschen auch 80% des Pestizidmarktes. Damit liegt bald die gesamte Nahrungsmittelkette in ihrer Hand.
Die Filmtage Hunger.Macht.Profite.4 machen die strukturellen Ursachen von Hunger der Öffentlichkeit sichtbar. Gemeinsam mit ExpertInnen und BesucherInnen besprechen wir aktuelle Problemlagen und Lösungsmöglichkeiten.
detailliertes Programm:
Do. 21. Okt., 19 Uhr
Geraubte Zukunft (Hijacked Future)
von David Springbett, 45 Min, Kanada 2008, engl OF deutsch UT
Während uns unser industrielles System der Landwirtschaft Überfluss und Auswahl bietet, erinnert der Film daran, dass dieses System nicht nachhaltig ist. Es hängt buchstäblich von Öl, Dünger und Pestiziden, LKWs und Flugzeugen zum Transport ab.
Und eine Handvoll Konzerne will das Jahrtausende alte Wissen rauben:
Von Bäuerinnen und Bauern, die das Saatgut seit mehr als 10.000 Jahren anbauen und bewahren (!).
Hält ein System, das abhängig ist von Öl und Konzernen (von Agent Orange über Pestizide, GVO – genetisch veränderte Organismen, Düngemittel bis Veterinärmedizin), den Beeinflussungen durch den Klimawandel Stand?
Der Film stellt die industrielle Landwirtschaft Kanadas der kleinbäuerlichen Produktion in Äthiopien gegenüber.
Filmgespräch
mit Gertrude Klaffenböck (FIAN), Johann Aufreiter (Vorstandsmitglied Bio Austria OÖ), Hans Gahleitner (Bio-Saatgutzüchter Biosaat) und Florian Kastner (SPÖ Bauern Oberösterreich).
Ausklang mit Verkostung von fair gehandeltem Bio-Wein.
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Fr. 22. Okt., 19 Uhr
Alptraum im Fischerboot – Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik
von Klaus Martens und Michael Grytz, 60 Min, Deutschland 2007, deutsch
Seit Anfang 2007 überwacht die europäische Grenzsicherungsagentur „Frontex“ das westliche Mittelmeer und die Gewässer vor den Kanaren. Ihre MitarbeiterInnen greifen Flüchtlinge auf und schicken sie in die afrikanischen Anrainerstaaten zurück. Die Zahl der Toten auf den Meeren steigt. Denn diese militarisierte Art der Flüchtlingsabwehr bewegt die BootsführerInnen zu immer waghalsigeren Manövern, größeren Umwegen, längeren und gefährlicheren Routen. 70 Millionen Euro wurden in der Haushaltsvorlage der EU 2009 für die Abwehr der illegalen ImmigrantInnen veranschlagt.
Der Film konfrontiert mit einem hochbrisanten europäischen Thema:
Seit Jahrzehnten fischen europäische Trawler vor der Küste Westafrikas und entziehen damit den Menschen dort die Lebensgrundlage.
Filmgespräch
mit Mira Palmisano (Vorstandsmitglied von ÖBV – Via Campesina Austria), Ulrike Schwarz (LAbg. der Grünen OÖ) und Christoph Mülleder (Caritas Auslandshilfe OÖ)
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Sa. 23. Okt., 19 Uhr
Kurzfilmabend
Wetten auf Nahrung – Der Druck der Spekulanten auf die Lebensmittelpreise
von Jochen Leufgens, Kim Otto, Lutz Polanz und Birgit Virnich, 7 Min, Deutschland 2008, deutsch
Ein erfolgreicher Hedgefondmanager in Wien spekuliert auf Mais und eine Familie in Kenia muss immer mehr Wasser in den Maisbrei schütten, weil die Mais-Preise so hoch sind. Ein Doppelportrait.
Kambodscha: Geraubtes Land
von Christian Brüser, 8 Min, Kambodscha/Österreich 2009, deutsch
In den letzten 20 Jahren hat sich weltweit die verfügbare Agrarfläche pro Kopf halbiert. Bis 2050 wird sie sich noch einmal halbieren. Der Film stellt die neue Form des Kolonialismus vor: In Kambodscha, einem sehr fruchtbaren Land mit bis zu drei Ernten im Jahr, wurden in den letzten Jahren 1,1 Millionen Hektar Land für riesige Agrarprojekte an ausländische Investoren regelrecht verscherbelt. In ganz Afrika derzeit 15-20 Mio Hektar.
Äthiopien: Rosen gegen den Hunger – Lasst Blumen sprechen – Landnahme in Äthiopien
von Sebastian Kuhn und Tilman Przyrembel, 21 Min, Deutschland 2010, deutsch
Äthiopien ist eines der fruchtbarsten Länder der Welt und doch hungert dort die Hälfte der Bevölkerung – das internationale Agrobusiness aber verspricht der Regierung Hilfe im Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger, denn „billiges“ Land und „preiswerte“ Arbeitskräfte überall in Afrika sind ein lohnendes Geschäft für InvestorInnen.
Um Addis Abbeba herum ist der Inder Karuturi inzwischen der größte Farmbesitzer, 6000 Menschen arbeiten dort für ihn, sie bauen Rosen an. Doch bei einem heimlichen Treffen mit den ArbeiterInnen erfahren wir mehr: Die Regierung habe ihnen ihr Land genommen, um es an den Investor zu verpachten, sie seien nun gezwungen für ihn zu arbeiten und sie verdienten dort weniger als vorher mit dem Erlös des eigenen Landes.
Filmgespräch
mit Lisa Hofer-Falkinger (ÖBV – Via Campesina Austria), Karin Küblböck (Obfrau von Attac Österreich) und Judith Vorbach (AK-Oberösterreich)
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So. 24. Okt.
14 Uhr: Kaffeejause
15 Uhr: Filmbeginn
Vorfilm:
“The Story of Bottled Water”
von Annie Leonard, 8 Min, USA 2010, deutsch
Im Stil von „The Story of Stuff“ erzählt „The Story of Bottled Water“ die Geschichte der künstlich geschaffenen Nachfrage, wie man – hier am Beispiel – AmerikanerInnen dazu bringt, pro Woche mehr als eine halbe Million Wasserflaschen zu kaufen, während es nahezu gratis aus dem Wasserhahn kommt.
Der Film untersucht, wie die Getränkeindustrie zugunsten von in Flaschen abgefülltem Trinkwasser die Trinkwasser-Sicherheit aus der Wasserleitung attackiert. Verlockende Etiketten mit Umweltmotiven sollen die Plastikberge zudecken, die sie produzieren.
Der Film fordert auf, in Flaschen abgefülltes Trinkwasser persönlich zu vermeiden und öffentliche Investitionen in sauberes, für alle verfügbares Leitungswasser zu unterstützen.
Essen fassen. Ein Dokumentarfilm Überlebensmittel
von Liesa Kovacs, Kornelia Kugler, Eva Rauer, Andrea Scheibelhofer und Martin Skutl, 30 Min, Österreich 2008, deutsch
Konsum im Überfluss. Das Grundrecht Nahrung ist eine Ware, die sich nicht alle leisten können oder wollen. Gleichzeitig landen Unmengen unverbrauchter Lebensmitteln im Müll. Eine Frage der Verteilung?
Massiver Überfluss steht eindeutigem Mangel gegenüber: Nicht nur die private Wegwerfmentalität vieler, auch die Politik der Supermärkte und des Großhandels machen die krassen Unterschiede deutlich: Alleine im Großraum Wien werden rund 200 Tonnen Tiefkühlprodukte pro Jahr wegen zu geringer Resthaltbarkeitsdauer entsorgt (2004).
6% der Menschen in Österreich sind von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen, 7% sind armutsgefährdet, 12% haben ein Einkommen unter der Armutsgrenze.
Können wir es uns „leisten“, dass so viele Menschen am Rand des Existenzminimums leben, wo großer Überfluss herrscht?
In Wien und Innsbruck Filmfrühstück, in Lenzing und Freistadt Kaffeejause im Kino mit fair gehandelten und biologisch produzierten Produkten.
Filmgespräche
mit Elisabeth Loibl (Bundesanstalt für Bergbauernfragen), Stephan Pabst (Attac Österreich – AgrarAttac), Herbert Stummer (Obmann des Vereins Sozialmarkt “Arcade” Freistadt) und Claudia Schürz (“weltumspannend arbeiten” – ÖGB)
in Kooperation mit FIAN, normale.at, ÖBV – Via Campesina, AgrarAttac
Medienpartner: Freies Radio Freistadt
Kartenreservierung unter 07942-77711 oder www.kino-freistadt.at